soloagil im Home-Office
soloagil ist, wenn Du konsequent agile Methoden als Solopreneur im Home-Office oder von unterwegs anwendest
Es ist Zeit für Dein soloagiles Mindset
Du bist produktiv, du hast viele Produkt-Ideen und Du willst zügig vorankommen. Nicht nur vorankommen: Du möchtest Dich auf deinem Weg zu einem guten Produkt nicht verirren. Warum schaltest Du dann nicht in Deiner professionellen Arbeit einen Gang hoch und fängst an, agil zu arbeiten? soloagil.
In diesem Artikel geht es um
- Warum Du agil solo denken darfst
- Warum soloagil tatsächlich ein Mindset ist
- Was die wichtigsten Bausteine eines “soloagilen Systems” sind
Kann ich einfach solo agil arbeiten?
Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein. Ja, das geht. Aber bei vielen tauchen sofort Zweifel auf:
- Was ist, wenn ich „nur“ mein eigenes Produkt strukturiere?
- Oder ein schlankes Konzept mit Komponenten aufsetze?
- Oder mein Geschäftskonzept als Selbstständiger überarbeite?
- Ist Scrum & Co dafür nicht überdimensioniert?
- Und wenn, wie soll das im Home-Office gehen?
Und am Ende steht dann immer die Killerfrage:
Was ist, wenn ich kein Team habe. Geht agil dann überhaupt?
Traue Dich – es ist egal, was andere denken
Warum sollte es nicht gehen? Viele Zweifel rühren daher, dass die digitale Szene an vielen Stellen eine reine „Think-Big!-Kultur“ verinnerlicht hat. Nur in einem großen High-Tech-Startup wäre Fortschritt (ergo agile Arbeit) möglich.
Wir erinnern uns gut, dass wir einen erstaunten Blick ernteten, als wir einem Start-up Kapitän erklärten, dass wir bei uns im Home-Office agil an unseren Produkten arbeiten. Mit Testgruppen, Versionierung und Sprints. Er hatte sich vorher nie Gedanken darüber gemacht, dass all die guten Methoden auch in einem anderen Kontext funktionieren.
Das Ziel von soloagil ist das Gleiche wie von teamagil
soloagil ist das, was Dich agil macht
Fangen wir einmal hinten an. Was soll bei eigentlich bei Deiner ARbeit herauskommen? Wer als smarter Experte, Autor, Blogger oder mit einem Productized Service arbeitet, dem hilft es, vom Ziel und nicht von der einzelnen Methode her zu denken.
Denke vom Ziel, nicht von der einzelnen Methode
Unter dem Strich geht es bei „teamagil“ darum, Dinge in loopartigen Zyklen so zu entwickeln, dass am Ende:
- wirklich etwas rauskommt, das dein Kunde versteht, braucht und nutzt.
- die Ressourcen des Teams im Prozess nicht überbeansprucht werden.
Diese beiden Ziele gelten exakt auch bei soloagiler Arbeit. Als “Smarter Business Owner” möchtest Du etwas schaffen, das den ersten Kundenkontakt überlebt und Du möchtest Dich auf dem Weg zu Deinem Ergebnis nicht totarbeiten.
Soloagil fängt in Deinem Kopf an
Hast Du das einmal verstanden, dann hälst Du Dich nicht mehr sklavisch an jedem Detail aus irgendeinem coolen Super-Agil-Trend-Buch fest, sondern:
- Du baust dir dein eigenes soloagiles Workset auf
- Du wirst flexibler in der Gestaltung deines Arbeitsplatzes
- Du nutzt Dein Home-Office besser
- Du gehst schneller und direkter in den Kontakt mit Deinen Kunden
- Du entwickelst Deine Produkte mit einem agilen System
Leitfragen für Deine soloagile Arbeitsweise
Agil ist, was Dich (im Home-Office) agil macht. Bei der Entwicklung Deines soloagilen Workflows starte erst einmal grundlegend.
Frage dich:
- Wie kann ich „agil“ für mich am besten einsetzen?
- Verabschiede Dich von dem Bild, dass agiles Arbeiten eine Team-Disziplin ist.
- Richtig ist: Es wurde für Teams entwickelt.
- Es spricht aber absolut nichts dagegen, soloagil im eigenen Home-Office zu arbeiten.
- Verabschiede Dich von dem Bild, „agil“ wäre eine bestimmte Methode.
- Agil ist nicht Scrum oder Design Thinking etc.
- Deine agile Methode ist genau die Methode, die Dich agil macht.
- Du kannst Deinen agilen Werkzeugkasten selbst zusammenstellen und nach Bedarf modifizieren.
Dein Home-Office als soloagile Brutstätte schöner, guter, kundenorientierter WOW!-Produkte
Wie sieht Dein soloagiler Werkzeugkasten aber konkret aus?
Du kannst das selbst bestimmen. Es ist aber nicht ganz willkürlich.
Drei Dinge musst Du zusammenbekommen:
- Eine systematische schnellere Sicht auf Deine wirklichen Kunden
- Eine systematische, gründlichere Arbeit an Deinen Produkten
- Ein Workflow-System, damit Du nicht in einer Flut von einzelnen Tasks untergehst
Für alle drei Aspekte raten wir, die Produkt-Treppe als Steuerpult zu verwenden
Kundensicht
Einer der zentralen Punkte jeder agilen Arbeit ist eine konsequente und flexible Sicht auf Deine Produkte (Angebote). Du gehst raus aus der unbestimmten Haltung: “Es wird schon irgendwie passen.” Nein, wird es nicht. Passen wird es nur, wenn Du Deine Kunden kennst und Produkte mit professionellem Augenmerk für ein professinelles Portfolio entwickelst. Erst wenn dieses Portfolio-Rückgrat Deiner eigenen Produkte klar ist, greifen die “Produktivitäts-Tools” der Agilität wie Task Boards, Sprints u.s.w.
• Wie sammelst du Dein Wissen und Rückmeldungen Deiner Kunden?
Nimm dafür die Produkt-Treppe. Diese stellt die grundlegende Customer Journey von unten nach oben dar. Daher kannst du auf der Treppe mit einer oder mehreren Personas arbeiten.
• So kann ein einfaches Kunden-Wunsch-Management aussehen
- Persona Einsteiger in Deine Produktwelt
Grüne Persona und den Produkten 1 und 2 zugeordnet - Persona Normalnutzer Deiner Produkte
Rote Persona und den Produkten 3 und 4 zugeordnet - Persona Superuser
Blaue Persona und den Produkten 5 und 6 zugeordnet
• Für jede Treppenstufe hinterlegst Du nun
- Deine eigenen Ideen und Recherchen
- Die bei Dir reinkommenden Kundenwünsche
- Deine Testergebnisse
Produktentwicklung
soloagil fängt also bei Deinen Kunden. Deinem systemischen Blick auf die von Dir gestaltete Welt deiner Kunden.
Der nächste Schritt sind Deine Produkte
Smarte Konzepte sind für uns prozessorientierte Konzepte. Automatisierte Prozesse brauchen daher das eine oder andere standardisierte Produkt (oder einen Productized Service). Setzt Du noch immer nur auf individuelle reaktive Arbeitsmuster (Kunde ruft an, Du musst springen), dann wirst Du nicht wirklich von agilen Ansätzen profitieren. Ein zentraler Punkt ist, als Selbstständiger in den „Unternehmer-Modus“ umzuschalten. soloagil und Solopreneurship gehören zusammen. Wechsele also von der Jobliste zum eigenen agilen Produkt-Portfolio. Ist das einmal verstanden, geht es nicht mehr darum „zu arbeiten“, sondern in einer bestimmten Zeit ein Produkt zu schaffen. Was das ist – ein Online-Kurs, ein Bio-Snack-Riegel, ein Ingenieurs-Service oder eine Erlebnis-Tour – das ist gleich.
Entwickele eine klare Vorstellung, was Du eigentlich herstellen willst
Ab jetzt dient in einem zweiten Schritt die Produkt-Treppe als “Entwicklungs-Plan”. Du überlegst, wann Du welches Produkt neu veröffentlichst / herstellst oder auch in welchem Rhythmus Du es verbesserst (Versionen).
- Du legst fest, welches Produkt wann “dran” ist
- Du räumst Dir für diese Produkt-Sprints wirklich Zeit frei
- Du gehst pro Entwicklungs-Sprung bei einem Produkt in einen echten Solosprint
In diesem Artikel beschreiben wir die Methode des Solosprints nicht im Detail. Nur so viel dazu: Sprintest Du solo in der Produktentwicklung, geht schlagartig Deine Produktivität nach oben.
Workflow, Tasks und Deep Work
Von der Produkt-Treppe zum Deep-Work-System
Ist das konkrete Ziel (deine Produkte, deine Serivces) einmal klar, dann passen viele agile Methoden auch im Home-Office oder an einem anderen Solo-Ort. Hast du deinen Entwicklungsplan und dafür Zeiten festgelegt, wann du sprinten willst, kommt jetzt das Fleisch zwischen die Rippen. Oder anders gesagt: Du kannst jetzt deinen Werkzeugkoffer mit den Tools und Methoden füllen, die Dich schneller und professioneller machen.
Dazu kann gehören:
- Arbeiten mit Backlogs für die Produkte
- Wir nennen die Backlogs einfach “Produkt-Listen”, weil wir keine Software erstellen
- Arbeiten mit einem Task-Board im Sprint
- Testen und Pilotieren
Die meisten agilen Methoden passen nicht nur, sie sind wie für das Home-Office gemacht. Weil Du allein in deinem Home-Office schnell Wendepunkte selbst nehmen kannst. Du musst nicht auf ein Team warten, Du kannst deine persönlichen Standup-Meetings jederzeit einberufen, Pausen flexibel nehmen, Impulse von außen holen. Die Ruhe im Home-Office ist ein optimaler Nährboden für agile Pflanzen.
Deep Work State
Ziel ist es, dass Du in der Produkt-Erstellungs-Phase tief in deinen Flow kommst. Wir kapern als Solopreneure quasi den agilen Team-Sprint und bauen ihn in einen Solo-Deep-Work-Sprint um. In diesem Deep-Work-Sprint schnellere und bessere Arbeit zu machen, als wenn Du in einem fragmentierten Arbeitstag zerstückelt wirst, das ist der Trick. Und das hängt nicht von der einzelnen Methode ab. Hilft Dir ein Task Board nicht dabei, dann wirf es raus und arbeite nur mit einer Checkliste. Halte Dich also nicht an dem Detail der Methodik fest, wenn es für Dich einen besseren und agileren Weg gibt.
Pass es für Dich an
Sei also frei und agil. Bleibe aber auch nicht so, wie Du jetzt bist: es hat schon Gründe, warum agile Teams regelmäßig alte Hierachie-Teams schlagen. Auch “Dein altes Ich” ist langsamer als dein “agiles Ich”. Lerne also und experimentiere mit neuen Dingen. Natürlich hat ein Home-Office dabei auch Gefahren. Wenn die eigene Energie sinkt, gleitet man schnell in unproduktive Arbeitsmuster zurück. Du verharrst dann in der alten „von der Hand in den Mund“ Arbeitsweise. Aber je mehr agile Disziplin du entwickelst, um so eher wirst Du merken: Du kommst schneller voran und gleichzeitig werden die Ergebnisse besser.
Und gleich als Antwort auf die Frage, von dem einen oder anderen Agil-Team-Profi: Man kann nicht jede agile Team-Methode 1:1 übernehmen. Ein Team-Review kann z.B. allein sehr trocken sein (was nicht bedeutet, dass man ihn nicht macht). Die ständige Interaktion im Team ist nicht gegeben. Aber Du lernst es, Dich selbst zu beobachten (mit Dir selbst in Retrospektiven zu gehen) und zu fragen:
- Habe ich mich zu lange an einem Detail festgeklammert?
- Hätte ich mich früher um Hilfe von außen kümmern können?
- Wo hätte ich besser die Wünsche meiner Kunden berücksichtigen können?
Die Stille (die fehlende Interaktion mit dem Team) ist in unseren Augen sogar ein Vorteil: Deep Work lebt von Störungsfreiheit! Wir lieben Sprints im Home-Office oder an entlegenen Orten OHNE andere Menschen um uns herum. Wir hören das auch von anderen Smartianern: Sie schätzen die Konzentration und Ruhe am eigenen selbstgestalteten Arbeitsplatz. Aber all das (und das ist dein agiles Mindset) kannst Du beliebig anpassen: Warum nicht gezielt einen Sprint in Deinem Home-Office mit einem Freelancer zusammen? Es ist viel möglich, wenn Du erst einmal Geschmack auf soloagil bekommen hast.
Fazit
Traue Dich, agile Methoden im eigenen smarten Kontext allein anzuwenden. Wir raten dazu, als erstes mit der Produkt-Treppe zunächst das eigene Produkt-Portfolio zu klären: Was will ich anbieten? Steht das, habe einfach Mut, agile Methoden so anzupassen, dass sie optimal zu Deinen Produkten passen. Soloagil und Home-Office, das sind zwei Dinge, die zusammengehören.
P.S.: In unsrem Buch “Business Model Produkt Treppe” erklären wir in den Kapiteln 7, 8 und 9 soloagile Arbeitsweisen im Detail.