Gruppenformate für Experten
Wähle das für Dich passende Format
In diesem Artikel geht es nicht um
- Selbstlern-Onlinekurse
- Bei denen eine Person einen Kurs bucht und durchlernt
In diesem Artikel geht es um
Fünf wichtige Experten-Gruppenformate und die Frage, ob dort die hybride Durchführung für Dich sinnvoll ist:
- Klassischer Kongress (rein offline)
- Hybrid-Event (offline/online)
- Live-Seminar (offline)
- Webinar (online)
- Hybrid-Seminar (offline/online)
Lohnt sich eigentlich Hybrid?
Du bist als Smarter Experte bestimmt in der letzten Zeit irgendwann über das Wort “hybrid” gestolpert. Eigentlich bisher eher nur für Autos genutzt (kombinierter Verbrenner / Elektro), hat die Bezeichnung “hybrid” die Experten-Szene eingeholt.
Unter einem “Hybrid” wird bei einer Veranstaltung die Kombi aus online und offline gemeint. Also zwei Teilnehmergruppen.
Lohnt sich aber ein hybrides Format für Dich?
Bevor wir auf die hybriden Formate eingehen, kurz vorweg die grundlegendere Frage:
Lohnt sich eigentlich noch Gruppe?
Wir sagen ja, aber …
Smarte Experten arbeiten sehr häufig mit Gruppen. Der Vorteil gegenüber einer 1:1-Begleitung liegt auf der Hand: Du kannst mehr Personen auf einmal damit erreichen. Der zweite Grund, warum Gruppen im Gegensatz zu einem Selbstlern-Onlinekurs bei vielen beliebt sind: Sie bieten neben der reinen Inhaltsvermittlung den sozialen Austausch. Die Teilnehmenden erleben andere, das motiviert.
Aber:
Die Arbeit mit Gruppen ist unter Corona nicht leichter geworden. Betriebswirtschaftlich sind viele Formate unterdeckt, da weniger Personen im Raum kombiniert mit höherem Aufwand bei Hygiene etc. sich oft nicht mehr rechnet. Experten-Gruppenformate sind daher eindeutig schwerer zu organisieren als reine Onlinekurse. Hast Du keine Erfahrung mit Gruppen, raten wir daher zunächst auch zum reinen Onlinekurs. Hast Du aber Erfahrung oder willst diese sammeln, traue Dich ruhige an die Gruppe heran. Frage Dich aber: Warum mache ich das und würde nicht auch ein anderes Format reichen?
Welches Gruppenformat ist das Richtige für Dich?
Es ist immer wieder spannend, was Smarte Experten in der Intensivgruppe auf ihre Produkt-Treppe stellen. Manche sagen spontan so etwas wie: “Dann stelle ich am Ende einen Kongress als Angebot auf meine Stufe 5”. Ohne sich vorher überlegt zu haben, was dies bedeutet. Events und Gruppen haben Tücken.
Wir stellen fünf wichtige Varianten kurz vor und wägen ab, wann welches für Dich richtig ist.
Der klassische Kongress / das Großevent
Das klassische Großgruppenformat ist der Kongress. Lange Zeit waren für Speaker und große Programme Events ein attraktives Format. Die Großveranstaltung hat unter Corona sehr gelitten und ist/war streckenweise ganz untersagt. Wenn Kongresse zur Zeit stattfinden sind es meist Hybrid-Kongresse. Ist das aber das Gleiche?
Die zwei Gesichter eines Kongresses
Die folgenden zwei Fotos zeigen den gleichen Saal. Jeweils das Audimax des Entrepreneurship Summits.
Entrepreneurship Summit vor Corona 2019 – Klassisch
Das ist das Audimax 2019, vor Corona als klassischer Kongress. Der Saal ist voll besetzt. Personen müssen am Rand stehen. Der Kongress hatte rund 1.200 Teilnehmende.
Das ist der gleiche Saal jetzt in 2021 – aber als Hybrid
Der Summit 2021 wurde als Hybrid-Event angeboten. Im Saal sind nur noch etwa 1/3 der früheren Teilnehmenden. Aber der Saal ist nicht so leer, wie er aussieht. Noch einmal mindestens so viele Personen sehen online zu. Daher trügt das Bild für die Speaker. Insgesamt rund 800 Teilnehmende sind zwar nicht die alte Größe des Kongresses, für Corona aber eigentlich eine beachtliche Teilnehmerzahl. Es wirkt nur durch das Hybridformat weniger, als es real ist.
1. Event Classic
Rein offline ohne Online-Teilnehmende
Steckbrief Live Event
Vorteil
- Kongresse und Fachtage bieten viele Impulse und viel Begegnung in kurzer Zeit.
Nachteil
- Sehr aufwendig. Besonders unter Corona.
Unsere Einschätzung
- Die Großveranstaltung ist unter Corona als Smarter Experte kaum noch darzustellen. Zu groß ist der Aufwand, zu groß ist das Risiko. Wir raten davon ab, solange die Infektionszahlen nicht im Griff sind. Auch wenn die Infektionsgefahr nicht mehr die Rolle spielen sollte, bleibt die Frage: Brauchst Du das wirklich?
2. Event als Hybrid
Es gibt Live-Teilnehmende und Online-Teilnehmende
In Corona entwickelte sich der Kongress zum Hybrid-Kongress weiter. Dabei gibt es zwei Teilnehmer-Gruppen:
- Diejenigen, die wirklich vor Ort präsent sind
- Zusätzlich Online-Zuschaltungen
Steckbrief Hybrid Event
Vorteil
- Wer nicht anfahren möchte, kann trotzdem bequem von zu Hause dabei sein
- Das Event hat eine größere potenzielle Reichweite
Nachteil
- Alles verdoppelt sich im Aufwand
- Die Anmeldung hat doppelte Stränge
- Die Kongresstechnik muss komplett doppelt ausgelegt werden
- Du musst Live-Formate parallel streamen
- Du brauchst parallel Online-Moderatoren, damit die Onliner sich wahrgenommen fühlen
- Ist der Kongress Classic schon aufwendig, dann sprengst Du hier die Bank: Du brauchst viel mehr Mitarbeitende etc.
Unsere Einschätzung
- Veranstalte das als Solopreneur-Experte nur, wenn Du weißt, was Du tust
- Denn Du hast es mit vielen Speakern und vielen Organisationssträngen zu tun
- Es gibt erfolgreiche Hybrid-Groß-Veranstaltungen
- Diese sind aber in der Regel von großen Veranstaltern, die mit hohem finanziellen und personellen Einsatz die hybride Struktur abbilden
- Selbst diese kommen damit nur selten auf schwarze Zahlen. Das ist Luxus pur
Das Seminar / der Workshop
Beim Seminar ist die Frage “Hybrid Ja oder Nein?” etwas anders zu beantworten. Weil Du als Expertin, Experte einen einzigen Kamerastrang hast und nicht verschiedene Speaker / Räume / Bühnen, wie auf einem Kongress. Dadurch wird es technisch einfacher machbar. Trotzdem: Du hast einen Kopf und der muss bei einem hybriden Format quasi an zwei Orten zugleich sein.
3. Seminar Classic
Live vor Ort, meist in einem “Seminarraum”
Der zweite Klassiker in der Expertenarbeit ist das Seminar oder der Workshop. Also die kompakte Arbeit mit einer Gruppe. Eine Gruppe wird von Dir an einem oder mehreren Tagen live durch ein Thema geführt. Die Anordnung und Größe der Gruppe kann dabei sehr unterschiedlich sein.
Ein Seminar ist normalerweise auf einen Termin begrenzt. Es gibt das Eintages-Seminar, das Zweitages-Seminar etc. Schaltest Du verschiedene Seminare hintereinander, hast Du eine Seminar-Reihe (für sie gilt alles, was unten beschrieben ist, es ist nur mehrmals hintereinander zu denken). Das gemeinsame Erlebnis vor Ort ist der gemeinsame Nenner.
Steckbrief Live Seminar
Vorteil
- Alle sind in einem Raum
- Alle sehen sich
- Es gibt eine direkte Interaktion
- Viele Menschen lernen am liebsten in einer solchen Atmosphäre
- Viele sind bereit, für ein Live-Seminar mehr zu bezahlen
Nachteil
- Du hast feste Termine
- Die Teilnehmenden müssen anreisen und übernachten
- Du musst als Expertin, Experte die ganze Zeit vor Ort sein
- Du hast je nach Raumgröße eine Begrenzung der Anzahl
In Corona ist diese Form der Gruppenarbeit zurückgegangen.
Das hat zwei Gründe:
- Die Infektionsgefahr
Corona verhinderte diese Direktarbeit in den Lockdowns zum Teil ganz. Und auch in Phasen der Lockerung sind die Anmelderaten nicht gleich. - Das Anreiseverhalten hat sich geändert
Klimakrise und Corona haben zusammen das Fahrverhalten vieler Menschen verändert. Fuhr man früher locker einmal einige hundert Kilometer für ein 2-Tage-Seminar, fragt man sich heute: Muss das sein? Diese Frage wird zu Recht gestellt: Wir haben über unsere Verhältnisse konsumiert und müssen runter. Also auch von der Anzahl der gefahrenen Kilometer.
Unsere Einschätzung
- Ist bei Smarten Exprten wieder im Kommen, da das Know-how, wie man in einen Raum trotz Corona arbeitet, gewachsen ist. Trotzdem denke darüber nach, ob Deine Kunden dieses Format wünschen. Bei einigen Themen werden Deine Kunden sagen: Jetzt erst recht, ich will wieder real mit anderen zusammen sein. Bei anderen Themen bist Du schneller, ökologischer und direkter online am Ball.
- Wir raten zu einem Mix: Die Grundarbeit ruhig online. Hin und wieder Live als Kirsche oben auf der Torte 🙂
4. Seminar Online
Das Onlineseminar von vielen auch Webinar oder Zoominar genannt
Webinare gab es bereits vor Corona. Aber es waren meist slidegestützte Vorträge via Edudip oder anderen Webinarplattformen. Die flächendeckende Akzeptanz von Zoom, Teams & Co durch Corona hat hier einiges verändert. Online-Seminare sind interaktiver geworden. Mit Breakout-Sessions, direkter Beteiligung nicht nur via Chat, sondern auch via Micro oder Video. Hier kann man zurecht sagen: Das klassische Webinar ist gefolgt worden vom Zoominar (aber das Word Webinar umfasst nach wie vor alle Online-Seminare). Webinare in alten Webinarräumen (nur Slideshow + Chat) haben immer noch eine Berechtigung, wenn Du ein großes Publikum hast. Aber in fast allen anderen Gruppengrößen schlägt ein Video-Webinarraum heute die alte Technik.
Ist Video immer besser?
Video beteiligt Menschen. Sie können Dich sehen und werden gesehen. Das stärkt den sozialen Austausch. Es gibt aber auch die Beobachtung, dass Videogesichter ablenken und die Konzentration vom Inhalt genommen wird. Daher ist die gute alte Slideshow mit reinem Audio NICHT tot. Du darfst sie gerade auch in einem Zoominar einsetzen. Es ist mehr eine Frage, welche Form der Ansprache wie lange läuft. Häufiger die Form wechseln ist angesagt. Sei aber vorsichtig: Mach Deine Video-Session auch nicht zu einem didaktischen Schweizer Käse: alle 5 Minuten eine Umfrage oder ein anderes Moderations-Gimmick. Bleib beim Inhalt. Mache das, was dem Inhalt und der Konzentration dient. Form follows Content.
Steckbrief Online Seminar
Vorteil
- Einfach anzubieten
- Du brauchst Zoom oder eine andere Videoplattform
- Du kannst aus dem Home-Office senden
- Andere können unkompliziert daran teilnehmen
Nachteil im Vergleich zu einem Live-Seminar
- Die Vermittlung der Inhalte ist anstrengender
- Die Teilnahme ist auch anstrengender (Teilnehmer werden schneller müde)
- Du musst als Experte also besser moderieren als live
- Du bist auf funktionierende Technik bei allen angewiesen
- Gefahr des Preisverfalls: Ein Zoominar wird oft als nicht so hochwertig wie ein Live-Seminar empfunden
Einschätzung
Das Webinar ist in der neuen Video-Form das zur Zeit am meisten genutzte Werkzeug der Smarten Experten. Dieses Format hat sich etabliert. Denke darüber nach, wann und wo diese Form des Angebotes bei Dir passend ist. Der Unterschied zum Onlinekurs ist hier der Aspekt, dass Du als Expertin, Experte wirklich anwesend und ansprechbar bist. Das begrenzt auch die Skalierung. Du kannst es nur begrenzt als Evergreen automatisieren (was bei vielen alten Webinaren getan wurde). Gerade das ist aber in unseren Augen die neue Stärke dieses Formates. Es ist authentisch.
5. Das Hybrid Seminar
Live Seminar kombiniert mit Online-Zuschauern
Gerade beim Seminar stellt sich sofort die Frage: Warum das nicht hybrid anbieten?
- Du hast eine ausgewählte Gruppe, die vor Ort mit Dir arbeitet
- Du schaltest dann eine zweite Gruppe per Kamera dazu
- Wie Du das didaktisch mischst – da hast Du fast unendliche Möglichkeiten
Vorteil
- Einfacher anzubieten als ein Kongress oder Event
- Du kannst in zwei Reichweiten denken:
A – teure Kerngruppe
B – günstigere größere Gruppe Onlinezuschauer
Nachteil
- Du musst das gut planen
- Du musst in der Konzentration beide Gruppen abdecken
- Sprich: Du als Expertin, Experte musst dafür fitter sein
Einschätzung
Wir halten das für eine spannende Kombi. Raten Dir aber, Dich da Stück für Stück heranzutasten. Die Tücke liegt oft im Detail. Wir erinnern uns gut, dass ich mich bei unserem ersten Versuchs eines Hybrid-Seminars beinahe erwürgt hätte, weil das Knopfmicro noch per langem Kabel angeschlossen war. In einem normalen Live-Seminar ist eine Drehung um die eigene Körperachse vollkommen normal. Mache das einmal mit einem Kabel am Hals 🙂 Learning: Nur mit Funkstrecke. Was wir damit sagen wollen: Es geht, aber will geübt sein.
Achte auch auf die Erwartungen
- Können die Onliner Fragen per Chat stellen: Ja oder Nein?
- Beides geht. Aber die Teilnehmenden müssen wissen, ob Ja oder Nein
- Sind Details in einer hybriden Veranstaltung nicht geklärt:
Prompt hast Du viele Mails, die fragen: Wo und wie geht das? - Und das kannst Du als Referent schlecht auffangen, wenn Du live vor einer echten Gruppe sprichst
- Kläre also gut alle organisatorischen Details
- Sie fliegen Dir sonst an dem Livetag um die Ohren
Das führt sofort zur Frage: Brauche ich bei einem Hybrid-Format eine zweite Person für Support und Co-Moderation online?
Wir sagen: Jein. Es hängt von der Größe des Hybrid-Seminars ab. Ab einer gewissen Größe raten wir zu einem Supporter im Hintergrund, der ein Auge auf die Technik, Chats und Mails hat. Teste das aber aus. Solo kannst Du auch offen kommunizieren: “Alle 30 min habe ich eine 10 min Technikpause, in der ich Fragen der Onliner sammele und dann wieder für alle vor der Kamera / Gruppe beantworte.” Es gibt viele Lösungen. Probiere das aus.
Die Welt der Smarten Experten ändert sich
Wir leben in spannenden Zeiten. Lass Dich nicht stressen. Ändere Dich mit und teste mit den neuen Formaten herum. Unter dem Strich ist viel mehr einfacher möglich als vorher. Mach nur nicht den Fehler alles zu machen, nur weil es technisch geht. Form follows Content. Form follows your Smart Concept. Nicht die Technik, sondern Dein Konzept gibt den Pfad vor. Und der muss nicht zwingend hybrid sein.