Sind Sologründer erfolgreicher?
Aktuelle Studie sagt: Ja
Du willst erfolgreich sein?
Dann sagen dir alle: Du brauchst ein Team um dich herum. Möglichst einen Mitgründer. Jemanden, der das kann, was du nicht kannst. Damit du besser durchkommst. Oder noch besser: Ein Gründungsteam mit gemischten Skills.
Stimmt so nicht, sagt die Studie von Jason Greenberg und Ethan R. Mollick von der renommierten University of Pennsylvania.
“Die Ansicht, dass Teams Einzelnen überlegen seien, ist so durchgängig verbreitet, dass daraus ein feststehender Glaube unter Experten im entrepreneurial Ecosystem wurde.”
In diesem Artikel
- Unsere Grundthese von vor 10 Jahren
- Die Ergebnisse der Studie
- Was dir das für dein smartes Konzept sagt
Die Grundaussage von Smart Business Concepts
Als wir Smart Business Concepts starteten, geschah dies aus dem festen Glauben: Es ist möglich, smart und solo Geschäftskonzepte erfolgreich aufzubauen und glücklich zu betreiben. Mit geboren war dieser Glaube aus eigenen Beobachtungen in der Dotcom-Krise. Wir sahen viele Teams unter Stress scheitern und wir fanden unseren unternehmerischen Weg erst, als wir uns eingestanden: Eigentlich sind wir glücklicher und erfolgreicher ohne ein festes Team. Darum geht es uns:
Du kannst es solo gut schaffen – wenn du smart denkst und dich smart aufstellst
Dieser Ansatz stand immer wieder im Kreuzfeuer. Oft wurde er von Start-upianern hinterfragt, mehr als einmal belächelt. Das stört uns nicht mehr. In der Praxis bestätigt sich der smarte Ansatz immer wieder in der Arbeit mit Solopreneur_innen aller Art. Zur Klarheit: Wir sagen nicht, dass NUR solo denkbar ist. Team ist machbar, hat aber Tücken. Doch in den Medien ist das Bild oft anders herum: Es wird oft so getan, als wenn es nur Team Start-ups gäbe. Nur das wäre erfolgreich. Kein Wort über smarte Experten, smarte Services, Maker, Erlebnisanbieter, Smarte Händler etc. Und auch kein Wort über solo geführte Start-ups.
Nun gibt es eine aktuelle Studie, die ein erfrischend anderes Bild zeichnet und die vorherrschende Meinung hinterfragt.
Studie
Sole Survivors
Solo Ventures Versus Founding Teams
Die Studie sagt: Solos kommen besser durch. Solos sind erfolgreich, oft sogar erfolgreicher. Für dich ist diese Studie interessant, weil du deine Entscheidung, allein dein Business zu führen, besser vor anderen – und dir selbst – vertreten kannst.
Warum diese Studie?
Die beiden renommierten Wissenschaftler Jason Greenberg und Ethan R. Mollick fangen genau mit der Beobachtung an, die wir selbst immer wieder erlebt haben, die Situation der Teamgläubigkeit:
Irgendwie tun alle so, als wenn gute Geschäftskonzepte nur von einer Gruppe gedacht und umgesetzt werden könnten. Gemeint ist damit der Gründerkreis, also die Inhaber. Hat man vor, allein zu steuern, wird man oft als Einzelkämpfer abgestempelt. Eine Firma muss auch groß sein (viel Investorengeld benötigen etc.), sonst ist sie nicht ernst zu nehmen.
Das führt zu seltsamen Phänomen
Start-up Inkubatoren weisen darauf hin, dass nur Teams angenommen werden. Hat man keinen Partner, gibt es ein festes Ritual im Start-up-Zirkus: Das Matching von potentiellen Mitgesellschaftern für ein Gründer-Team. Dahinter steckt die (unausgesprochene) Annahme: Es ist besser mit einem Fremden zu starten, als allein. Alles unter dem Vorurteil: Nur ein Team ist erfolgreich.
Jason Greenberg und Ethan R. Mollick stehen dem skeptisch gegenüber:
“Kurioserweise hat keine aktuelle Studie wirklich belastbar untersucht, ob diese Annahmen überhaupt stimmen. In der Literatur wird so getan, als wenn es keinen Zweifel daran geben könnte, dass Teams überlegen sind.”
Sie beschlossen daraufhin, dies selbst zu tun, suchten ein geeignetes Umfeld und entschieden sich für Kickstarter. Dort gibt es sowohl Solopreneure, Zweipersonen-Teams, wie Mehrere-Inhaber-Teamprojekte.
So gingen die beiden vor
Sie suchten Projekte heraus, die den Kriterien eines Start-ups entsprachen:
• ernstgemeinte Versuche
• bei der wirklich eine Firma oder Organisation entstand
• das Projekt wirklich Geld für das Vorhaben gewann
• das Projekte danach anlief
• das Projekt bis zu maximal 6 Jahre alt war
Es wurden also nicht frisch anlaufende Kickstarter-Kampagnen genommen, sondern nur “ältere” Projekte. Dann sortierten sie diese nach der Struktur der Inhaber. Das “Testfeld” bestand am Ende aus:
• 28% Sologründer (Solo founders)
• 31% Zweipersonen-Teams (Dyad of founders)
• 41% Teams mit 3 oder mehr Personen (Team)
Dann wurden die Gründer befragt, wie es ihnen ergangen ist und deren Antworten mit weiteren “externen” Faktoren abgeglichen. Da Kickstarter viele Projekte hat, gab es eine statistisch relevante Menge von Projekten. Es entstand quasi eine Benchmark zwischen den untersuchten Projekten. Dann wurde gefragt: Schnitten die Solopreneure im Vergleich besser oder schlechter ab?
Mehr als doppelt so erfolgreich
Die Studie kam zum Ergebnis
- Bei den Projekten, die zur Zeit der Studie noch liefen, waren die Sologründungen im Schnitt mehr als doppelt so erfolgreich wie Teamgründungen.
- Bei den Projekten, die bereits aufgegeben wurden, waren in etwa doppelt so viele Teamgründungen gescheitert wie Sologründungen.
Oder anders gesagt: Sologründungen schlugen in dieser Studie im Schnitt die Gründer-Teams sowohl bei der Größe des Erfolges (wenn sie erfolgreich waren) als auch bei der Misserfolgsrate (sie scheiterten weniger oft).
“Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die weit verbreitete Ansicht, dass Gründer-Teams Solounternehmen schlagen, nicht in allen Fällen stimmen. Das hat signifikante Auswirkungen für die Praxis, da Investoren und Manager bisher unter einer vermutlich falschen Annahme ihre Entscheidungen treffen.”
Die Studie untersuchte nicht, warum dies so ist. Greenberg und Mollick stellten aber die Vermutung auf, dass genau das Team nicht nur Stärke, sondern zugleich Schwäche ist: Es ist eine soziale Gruppe, in der es leicht zum Streit kommen kann.
Was sagt Dir diese Studie für Dein Konzept?
- sie hilft Dir den Kurs zu behalten, wenn andere Dich in eine Ecke drängen
- sie unterstreicht, dass Solo-Konzepte stark sind
- sie markiert, dass Mitgesellschafter nicht immer helfen
Was sagt diese Studie nicht?
Sie sagt nicht, dass du nicht mit anderen zusammenarbeitest 😉 Alle Solopreneure arbeiten natürlich mit Netzwerken, Freelancern (hin und wieder auch mit festen Mitarbetern) etc. Die Studie sagt auch nichts über die Art eines erfolgreichen Solo-Geschäftskonzeptes (das tun wir hier in unserem Programm). Sie beschränkt sich auf Kickstarter Projekte und die Autoren denken selbst noch stark in der Start-up Logik. So gesehen ist sie kein Beleg für ein spezielles Smart Business Concept. Aber sie ist ein Indiz, dass du mit einer smarten Geschäftsidee nicht ganz falsch liegst.
An diesen Stellen darfst Du in Zukunft selbstsicherer sein
- Dein Geschäftskonzept solo als Inhaber zu führen, ist eine gute Lösung
- Solo kannst du mit weniger (Team-)Stress Entscheidungen treffen
- Solo hälst du in der Regel länger Deinen Kurs
Das als kleines Schlaglicht aus der Welt der Forschung
Wir finden, diese Studie hilft zum smarteren, differenzierten Denken. Wir wünschen dir viel Erfolg. Trau dich, smart zu sein, trau dich eigene Ziele zu stecken. Und vor allem: Denke dreimal darüber nach, bevor du Mitgesellschafter in dein Projekt nimmst.
Think Smart – Differenzierung
Die Studie sagt nichts gegen Start-ups. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen für verschiedene Situationen und Persönlichkeiten. Ein Detail der Studie: Erfahrung war bei allen untersuchten Projekten wichtig. Die Vorerfahrung der Gründer wirkte sich in allen untersuchten Fällen (Solo oder Team) darauf aus, wie lebensfähig das Unternehmen war. Gar nicht als eigene Gattung aufgeführt wurden Solopreneur-Paare. Die sind noch gar nicht auf dem Forschungs-Radar 🙂
Quelle
Greenberg, Jason and Mollick, Ethan R.
Sole Survivors: Solo Ventures Versus Founding Teams
(Als PDF auf SSRN zum Download)