Die Kraft der hybriden Produkte
Häufig denkst Du bei der Produkt-Entwicklung nur an normale Produkte. Das sind Produkte, die einer Gattung oder einer Durchführungsart angehören. Hybride Produkte funktionieren anders. Lerne in diesem Artikel, was für hybride Produkte es gibt und wann diese Dich voranbringen.
In diesem Artikel geht es um:
- 4 verschiedene Arten von hybriden Produkten
- Was diese unterscheidet
- Was die Vor- und Nachteile sind
- Wann Dich hybride Produkten weiterbringen
Über hybride Produkte
Was ist ein hybrides Produkt?
Ein Hybrid ist etwas, das zwei Dinge (zwei Techniken) vereint.
In der Welt der smarten Konzepte tummeln sich immer mehr hybride Produkte. Oft ist dies ein Angebot, in dem Online-Elemente und reale Begegnung verbunden wird. Dies ist aber nur eine Hybrid-Art.
In diesem Artikel lernst Du die 4 grundlegenden Typen kennen:
- Zeitgleiche hybride Produkte
- Zeitversetzte hybride Produkte
- Hybride Produkte
mit verschiedenen Produkt-Gattungen - Hybride Produkte
mit verschiedenen Lösungsansätzen (Rollen)
In allen vier Fällen wird die Erwartung über die Wahl der passenden Produkt-Gattung gesteuert. Deine Kunden spüren, was sie erwartet, wenn Du die Produkt-Gattung gemäß Deines Hybrids richtig setzt. Das ist der Grund, warum wir den Produkt-Finder herausgebracht haben.
Hybride Produkte sind spannend, können aber auch Ärger machen
Hybrid-Produkte entfalten eine besondere Kraft, wenn Du weißt, wie Du sie einsetzt. Sie bieten fast immer einen höheren Wert als „einfache“ Produkte. Damit sind sie interessanter für Kunden und erzielen häufig höhere Preise.
Hybride Produkte können Dir aber auch das Leben erschweren. Falsch aufgesetzt, hast Du mehr Arbeit damit. Daher ist es für Dich wichtig, hybride Produkte smart zu konstruieren.
Fangen wir mit der Produkt-Gruppe an, die am bekanntesten ist.
1. Zeitgleiche hybride Produkte
Liefern zeitgleich in zwei Techniken aus
Ob ein hybrides Produkt nur Deine Kopfschmerzen oder die Gewinne erhöht, hängt oft an einer kleinen Unterscheidung:
- Ist der Hybrid zeitgleich oder zeitversetzt aufgebaut?
Deutlich machen wir das an einem bekannten hybriden Expertenprodukt: der hybriden Veranstaltung. Dort nehmen wir die Produkt-Gattung „Kongress“.
Fallbeispiel zeitgleicher hybrider Kongress
Hybrid offline / online
Bei einem hybriden Kongress würdest Du zeitgleich die Teilnahme real und online anbieten.
Der Hybrid ist in diesem Falle:
Technik 1 – Realer offline Kongress
Eine reale Veranstaltung. In einem „echten“ Raum (oder mehreren Räumen) sind Teilnehmer und der / die Referenten.
Technik 2 – Online Kongress
Im zeitgleich stattfindenden Online-Programm werden die Programm-Punkte live gestreamt und oft von einem zweiten Moderator begleitet.
Vorteil
Mit einem solchen zeitgleich stattfindenden hybriden Kongress kannst Du zwei unterschiedliche Kundengruppen erreichen: Die, die gerne wirklich echt auf einen Kongress gehen, und diejenigen, die gerade nicht irgendwohin fahren möchten.
Nachteil
Du musst bei einem Hybrid-Kongress die Technik für beide Kunden-Modi zeitgleich vorhalten. Die reale Veranstaltung und Online-Veranstaltung laufen parallel. Das macht es nicht einfacher. Du schaffst es nicht, zeitgleich Online-Technik zu bedienen und auf der Bühne zu stehen. Dazu brauchst Du in der Regel ein Team.
Das so aufgebaute hybride Format erzeugt aber auch noch an anderer Stelle doppelten Aufwand: Im Marketing. Weil Du 2 parallele Produkte mit 2 Kundengruppen hast.
Du musst die Produkte (Tickets) unterscheiden:
Produkt A – das Real-Ticket
Produkt B – das Online-Ticket
Dazu brauchst Du ein „doppeltes“ Marketing.
Zur Klarstellung
Ob das Ganze eine Verdoppelung des Aufwandes ist, hängt natürlich davon ab, wie Du es durchführst. Oft ist bei einem Kongress das Online-Produkt ein „Abfall-Produkt“. Es wird für den Online-Stream weniger Aufwand betrieben. Damit stellt sich dann die Frage, ob das Online-Ticket den gleichen Preis haben kann, wie das Real-Ticket. Das ist aber kein Gesetz: Es könnte auch einen aufwendigen Online-Kongress geben, bei dem Du der Haupt-Sprechende bist, und es gibt einen kleinen realen Nebenkongress, bei dem der Stream an die Wand geworfen wird. Da wäre es umgekehrt.
All das ist möglich.
Wir halten aber fest:
Ein ZEITGLEICH durchgeführter hybrider Kongress führt zu zwei unterschiedlichen Kundengruppen: Den Real-Besuchern und den Online-Teilnehmern. Das „verdoppelt“ den Aufwand.
Fallbeispiel Hybrides Buch (zeitgleiche Auslieferung)
Hybrid offline / online
Noch ein zweites Fallbeispiel, um das zu demonstrieren. Das Gleiche passiert auch bei einem Hybrid-Buch.
Der Hybrid ist in diesem Falle:
Technik 1 – Reales Buch
Es wird vorrangig ein gedrucktes Buch ausgeliefert.
Auflagendruck oder Print on Demand.
Es könnte auch ein E-Book sein (dann wäre es ein online / online Hybrid).
Technik 2 – Online Inhalte
Es gibt zusätzliche, ergänzende Online-Inhalte. Diese sind meist über einen Code freischaltbar und stehen in einer Online-Plattform. Es könnten auch PDF-Downloads sein, die über einen Code zu beziehen sind.
Vorteil
Du kannst das Buch bewerben mit einem Zusatznutzen: Kaufe das Buch und Du bekommst die weiteren Inhalte dazu.
Nachteil
Du musst bei einem Hybrid-Buch die Technik für beide Kunden-Modi zeitgleich vorhalten. Du darfst die Online-Plattform mit den Online-Inhalten etliche Jahre nicht mehr abbauen, da ein Buch meist über viele Jahre im Regal steht. Dieses Hybrid-Produkt bindet Dich also stark. Und das, obwohl Du den Preis des Buches meist nicht anheben kannst. Die Erfahrung aus vielen Buchprojekten: Der Mehraufwand steigert auch nicht zwingend den Verkaufserfolg. Viele Buchleser wollen einfach nur das Buch.
Auch hier siehst Du:
Das geht, führt aber ebenfalls zu einem Mehraufwand. Du lieferst parallel in „zwei Welten“ aus.
In beiden genannten Fällen (Kongress, Buch) ist der Charakter des zeitgleichen Hybrids die ZEITGLEICHE Parallelität von zwei Techniken. Du verdoppelst eine Auslieferung, um mehr Kunden zu erreichen. Diese Doppelung rechnet sich aber nur, wenn das auch wirklich zu höhere Stückzahlen führt.
Unser Rat
Setze zeitgleiche parallele Hybrid-Produkte mit Vorsicht ein. „Keep it simple“ hilft oft bei einem Produkt. Nicht jedes Hybrid ist also für Dich per se gut. Ähnlich wie beim Hybrid-Auto ist die Doppelung nicht immer die Lösung.
2. Zeitversetzte hybride Produkte
Was wäre, wenn Du hybride Produkte anders denkst?
- Denke hybride Produkte anders.
- Das Hybride passiert nicht nebeneinander, sondern nacheinander.
Wir nennen das „Ablauf-Produkte“, weil sie in sich einen Ablauf verschiedener Produkt-Gattungen haben. Hier bekommst Du hochwertigere Produkte, die nicht in dem Maße den Aufwand verdoppeln, wie bei „zeitgleichen Parallel-Hybriden“.
So baust Du das auf, wenn Du es einfach halten willst:
- eine Kundengruppe
- ein zeitversetzter hybrider Strang
- ein Produkt
- ein Marketing
Das Ergebnis
Du hast immer nur 1 Technik in 1 Moment zu bedienen.
Es gibt viele Hybrid-Produkte, die so funktionieren. Dabei sind die hybriden Elemente auf einem Zeitstrahl im Wechsel angeordnet. Dies und der Verkauf an eine Kundengruppe ist in der Organisation einfacher (im wahrsten Sinne des Wortes) und Du kannst trotzdem die Kraft der hybriden Produkte ausspielen. Auch rechnen diese sich bereits bei kleinerer Kundenzahl, weil höhere Preise möglich sind.
Hier das Beispiel eines gut zu organisierenden, zeitversetzten hybriden Experten-Produktes:
Fallbeispiel Hybrid-Workshop (zeitversetzte Auslieferung)
Hybrid online / offline / online
Der Hybrid-Workshop.
Hier werden (anders als bei dem zuvor genannten hybriden Kongress), die unterschiedlichen Modi nacheinander gesetzt:
Technik 1 – Zunächst ein Online-Kickoff
Also z.B. ein einstündiges Zoom-Meeting mit Einführung.
Technik 1 – Dann folgt ein Real-Workshop
Also nicht online, sondern in einem echten Raum.
Wie lange der Workshop ist, hängt von Deinem Konzept ab.
Mit dem Ende des Real-Workshops kann dieses Angebot zu Ende sein. Du könntest aber auch noch ein Online-Nachgespräch in das Produkt mit einbauen. Das hängt vom Preis ab, den Du nehmen willst und was für Deine Kunden gut ist.
Fazit zu den ersten beiden Hybrid-Typen
Den wichtigsten Unterschied bei hybriden Produkten hast Du hiermit verstanden: Ist der Hybrid zeitgleich oder zeitversetzt? Denn dies bedingt, wie viel Technik oder Kundengruppen Du parallel zu bewältigen hast.
Faustformel
Zeitgleiche hybride Elemente erhöhen oft den Aufwand aber nicht den Preis. Sie rechnen sich nur bei hohen Stückzahlen.
Zeitversetzte hybride Strukturen dagegen erhöhen oft den Wert und führen meist zu hochpreisigeren Produkten.
3. Kombination von Produkt-Gattungen
Lerne mit Gattungs-Kombinationen zu arbeiten
Die Unterscheidung von zeitgleich und zeitversetzt ist nur ein Parameter. Wenn Du Dich einmal in die Welt der hybriden Produkte einarbeitest, wirst Du erstaunt sein, was alles auf Deiner Produkt-Treppe® möglich ist.
Bestimmte Produkte haben bestimmte Charakteristika. Ein Online-Workshop ist z.B. per se „online“. In der Nennung der Gattung bestimmst Du also schon eine Ausliefer- oder Teilnahmeart. Hybride Produkte kannst Du daher gut über Gattungen steuern und darstellen.
3.1 Kombination von Produkt-Gattungen
Fallbeispiel Online-Video-Challenge
Hybrid Kurs / Challenge
Produkt-Gattung 1: Video-Kurs
Produkt-Gattung 2: Challenge
Der Hybrid wäre hier die Kombination aus einem Video-Kurs mit einer Challenge. Du nimmst an einer Challenge teil und musst Dir dazu eine Reihe von Videos durcharbeiten. Ein reiner Online-Kurs hätte keine Challenge.
Solche Gattungs-Kombis gibt es viele. Beschäftige Dich daher mit Produkt-Gattungen, wenn Du ein Produkt von Dir hybrid anreichern willst.
3.2 Kombination von online und real
In der Gattung inbegriffen ist sehr häufig die Entscheidung, wo und wie das Angebot stattfindet. Daher steuert die Produkt-Gattung auch die Frage ob real oder online. Nur zur Erinnerung: Real oder online kann sowohl zeitgleich stattfinden (Vorsicht, mehr Aufwand) oder zeitversetzt (was wir empfehlen).
Hier einmal an der Produkt-Gattung Workshop demonstriert:
Produkt-Gattung 1: Realer-Workshop
Gestartet wird in einem echten Workshop-Raum real.
Produkt-Gattung 2: Online-Workshop
Dann geht es via Zoom weiter. Das können mehrere Workshops sein, bis das Thema bearbeitet ist.
Am Ende kann es wieder einen Real-Workshop für einen Review geben.
Dieses Hybrid-Format hat sich z.B. bei Familien-Therapien bewährt. Der persönliche Kontakt zum Therapeuten wird mit beiden Elternteilen real im ersten Workshop etabliert. In der alltäglichen Arbeit ist Zoom dann praktischer, damit auch wirklich beide Elternteile dabei sein können. Sonst kommt oft nur die Frau. Am Ende wird noch einmal in einer echten Begegnung das Ergebnis besprochen und „abgesichert“.
3.3 Kombination synchron und asynchron
Eine weitere Klasse von hybriden Produkten ist synchron/asynchron-Hybrid. Viele alte Angebote (gerade im Coaching), sind rein synchrone Angebote. Der Experte und der Kunde sprechen zeitgleich miteinander. Dazu brauchen sie gemeinsamene Termin (gleich ob online oder real). Modernere Formate sind oft asynchron und arbeiten via Chat.
Ein hybrides Produkt kann BEIDE Formen der Kommunikation anbieten.
Du brauchst dann aber auch beide Kommunikations-Stränge.
Das gilt für Education / Teaching.
Hier nennt man hybride Formate „blended Learning“.
Kommunikations-Form 1: Zeitgleiches Teaching (Live synchron)
Kommunikations-Form 2: Zeitversetztes Teaching (asynchron)
Das gilt für gesprächsorientiertes Coaching, Consulting etc.
Kommunikations-Form 1: Zeitgleiches Gespräch (Live synchron)
Kommunikations-Form 2: Zeitversetztes Gespräch (asynchron)
Beispiel eines hybriden Coaching-Angebotes: Mehrere Einheiten von zeitgleichem 1:1 Coaching in Kombi mit zeitversetzten Rückfragen via Chat oder Online-Kurs-Elementen.
Faustformel
Je mehr Elemente in einem Ablauf-Produkt so kombiniert sind, dass die Lösungs-Wirkung sich steigert, um so höher kann der Preis sein. In einem Programm können leichtere, „reinere“ Formate und hybride Formate nebeneinander stehen. Die hochwertigeren Produkte wandern dabei auf der Produkt-Treppe® auf die höheren Stufen.
4. Kombi bei der Lösungs-Rolle
Kombiniere Produkte aus verschiedenen Solopreneur-Typen
Auch hier kombinierst Du in Deinen Produkten verschiedene Produkten-Gattungen zu Hybrid-Produkten. Aber dabei kombinierst Du Gattungen, die aus verschiedenen Solopreneur-Typen stammen. Dadurch wird sowohl das Lösungs-Spektrum als auch das Kundenerlebnis vielschichtiger.
Erklärung
- Welche Produkt-Gattung wo passt, hängt an Deiner Identität oder Deinem Lösungsprofil.
- Dinge werden unterschiedlich gelöst oder haben unterschiedliche Ziele.
- Das hängt oft an speziellen, dem Kunden bekannten Produkt-Gattungen.
Beispiele
Bist Du ein Erlebnis-Anbieter, passt die Produkt-Gattung „Reise“ oder „Tour“ gut zu Dir. Ein Erlebnis möchte jemanden z.B. anregen. Es hat also eine bestimmte Funktion.
Bist Du ein Consultant, passt die Produkt-Gattung „Beratung“ oder „Workshop“ gut zu Dir. Ein Workshop soll etwas vermitteln. Auch hier gibt es eine Funktion.
Wenn Du hier nun zwei bekannte Gattungen kombinierst, die sich gut ergänzen oder ungewöhnlich sind, entstehen neuartige Hybrid-Produkte.
Hintergrund
In der klassischen BWL wird an dieser Stelle unter einem Hybrid-Produkt oft eine Kombi aus einem „echten Ding“ plus einer Dienstleistung verstanden
(Klick auf Link öffnet PDF der TU Graz „Hybride Leistungsbündel – Wenn Produkt und Service verschmelzen“ von Harald Wipfler, Christiana Müller, Stefan Vorbach, Wolfgang A. Marko. Darin werden die Typen verschiedener hybrider Leistungsbündel aufgelistet).
Fallbeispiel Fahrrad mit Wartungs-Service
Hybrid Handelsprodukt / Service-Produkt
Du verkaufst ein Fahrrad und gibst einen Wartungs-Gutschein dazu: „3 Jahre kostenlose Reparatur und Wartung“. Dazu brauchst Du nicht nur das Fahrrad (gehandeltes Produkt), sondern auch eine Werkstatt, die diesen Service durchführt (Service-Produkt). Das ist entweder Deine eigene Werkstatt oder ein Kooperations-Betrieb.
Handels-Produkt
Rolle 1 = Händler (Verkauf einer Ware)
Service-Produkt
Rolle 2 = Wartung (Dienstleistung)
Kombiniere smarte Rollen
Wir denken nicht mehr wie die BWL in klassischen Rastern wie „Dienstleistung“ (weil dies nicht randscharf ist), sondern unterscheiden die fünf Solopreneur-Typen:
- Maker
- Händler
- Experten
- Services
- Erlebnisse
Du kannst in einer einzigen Rolle bleiben.
Beispiel einer einzigen Rolle
Du bist ein Service und bietest verschiedene Service-Produkte an.
Du kannst auf Deiner Produkt-Treppe® aber auch die Rollen mischen. Dann entstehen neue hybride Angebote. Oft haben diese Produkte eine besondere Kraft. Gerade Experten-, Service- und Erlebniskonzepte lassen sich an vielen Stellen kombinieren. Auch als Händler kannst Du gut Services, Erlebnisse und Experten-Produkte integrieren.
Hier einige Beispiele hybrider Rollen
Alle Produkt-Gattungen sind willkürlich gewählt. Es sind andere Gattungen möglich.
4.1 Hybrid-Produkt: Experten-Leistung und Service
Experten-Rolle | Produkt-Gattung = Workshop
Du erklärst zunächst, was zu tun ist (Teaching): Workshop
Service-Rolle | Produkt-Gattung = Planung
Du führst dann Teile davon als Service selbst durch: Planung
4.2 Hybrid-Produkt: Erlebnis mit Handelskonzept
Erlebnis-Rolle | Produkt-Gattung = Tasting
Du führst ein Tasting durch (Ticket-Verkauf)
Händler-Rolle | Produkt-Gattung = Getränk
Auf dem Tasting können Produkte gekauft werden
4.3 Hybrid-Produkt: Experten-Leistung und Erlebnis
Experten-Rolle | Produkt-Gattung = Retreat
Du lehrst etwas (Education) auf der Retreat
Erlebnis-Rolle | Besondere Exkursionen
In der Retreat führst Du die Teilnehmer an besonders schöne Orte. Hier steht das Erlebnis im Vordergrund.
4.4 Hybrid-Produkt: Erlebnis und Service
Erlebnis-Rolle | Produkt-Gattung = Tour
Du bietest eine Fahrrad-Tour an
Service-Rolle | Produkt-Gattung = Vermietung
Du vermietest dazu die E-Bikes
In allen Fällen hilft Dir bei der Entwicklung solcher Hybrid-Angebote das Gattungs-Wissen. Schaue Dir das Beispiel 4.4. an: Das Angebot bestände aus zwei ineinandergreifende Produkt-Gattungen:
Gattung 1 = Erlebnis-Gattung = Ausgearbeitete Fahrrad-Tour
Die Tour ist hier die zu Grunde liegende Gattung
Gattung 2 = Service-Gattung = Fahrrad-Miet-Service (E-Bike für einen Tag)
Der Miet-Service (Rental Service) ist hier die zugrundeliegende Gattung
Sonderfall Hybrides Produkt bei Makern
Bei den Makern hat der Begriff „hybrides Produkt“ eine besondere Bedeutung.
Es gibt „reine“ Maker
So ist ein Holz-Maker jemand, der etwas aus Holz herstellt. Maker arbeiten häufig auch mit mehreren Materialien. Ein Produkt aus Holz und Metall ist deshalb aber noch kein hybrides Produkt.
Es gibt hybride Maker
Ein Maker ist hybrid, wenn er ein Produkt mit der Kombination real (physisch) und digital (Software) herstellt. Das Produkt hat sowohl eine „echte“ Funktion als auch eine digitale Funktion. Das wird oft als „smart“ bezeichnet.
Aber Stolperfalle:
Das ist oft nichts für ein Smartes Konzept, wie wir es meinen.
Ein „Smart Ring“ ist zum Beispiel ein Ring, den Du am Finger trägst und der gleichzeitig über digitale Sensoren z.B. Gesundheits- und Fitnessdaten erfasst. Dazu gibt es eine App. Solche smarten Real-Digital-Maker-Produkte können sehr aufwendig sein. Es sind aufwendige „Parallel-Hybride“. Du musst die reale und digitale Technik in einem technischen Ökosystem parallel vorhalten.
- Das ist in der Regel nichts für smarte Konzepte.
- Das schaffen nur ausgewachsene Startups.
Deswegen sortieren wir in unseren Intensivgruppen solche Ideen aus, wenn Du nicht die nötigen Ressourcen dafür an Bord hast.
Was aber gut (und auch smart) geht:
- Die Kombination von Maker und Händler.
- Das ist ein „zeitversetztes“ hybrides Angebot.
- Das ist gezielt und schlank aufstellbar.
Schritt 1: Du stellst das Ding zunächst selbst her.
Schritt 2: Du verkaufst es dann direkt über einen Shop o.ä.
Damit kennst Du die vier wichtigste Arten von hybriden Angeboten:
- Zeitgleiche hybride Produkte
- Zeitversetzte hybride Produkte
- Hybrid mit verschiedenen Auslieferungs-Arten
- Hybrid mit verschiedenen Lösungsansätzen (Rollen)
Wann nutzt Du zeitgleiche oder zeitversetzte hybride Produkt?
Grundsätzlich entwickelst Du ein hybrides Produkt, wenn Deine Kunden mehr wollen, als nur ein Standard-Produkt und auch bereit sind, dafür zu bezahlen.
Hast Du einen großen Kundenstamm und kaufen diese in großer Stückzahl, können sich durchaus parallel-hybride Angebote rechnen. Auch mit geringem oder mittlerem Preis. Ein hybrider Kongress funktioniert dann, weil viele das Real-Ticket und ebenso viele das Online-Ticket buchen. Ein Team im Hintergrund bearbeitet das.
Hast Du aber einen normalgroßen Kundenstamm oder ein ausgesuchtes Fachpublikum, kann Dir ein solches Angebot mehr Kosten als Freude machen.
Hast Du …
- kleinere Interessentengruppen
- ausgesuchtes Klientel
- mit Wunsch nach persönlichen Absprachen
… dann setze lieber auf zeitversetzte Hybrid-Produkte. Genau dann sind diese auch perfekt und entfalten ihre Kraft. Du wechselst zum Beispiel zwischen echten Real-Begegnungen und digitalen Formaten hin und her. Der Kunde hatte eine hochwertige Lösung. Du kannst in einem sinnvollen Rahmen skalieren. Das rechnet sich, wenn Du für das Produkt höhere Preise ansetzt.
- In vielen Bereich sind solche hybriden Vorgehensweisen bereits etabliert.
- In anderen kannst Du das als Pionier etablieren.
Fazit
Hybrid ist nicht immer einfacher, aber oft stärker. Sie haben eine Kraft. Warum? Die Kombination verschiedener Elemente wird als wertvoller wahrgenommen. Das hebt Dich von anderen Anbietern ab. So geben Kunden nach wie vor mehr Geld für einen Live-Termin aus, als für eine Aufzeichnung. Würdest Du nur einen reinen Online-Kurs herausbringen, wirst Du beim Preis nicht über eine gewissen Schwelle hinauskommen. Du kannst reine Online-Produkte also durch Live-Elemente hybrid aufwerten. Die Aufwertung durch Hybride funktioniert an vielen anderen Stellen (Services, Erlebnisse, Handel, Maker) ebenso.
Baust Du ein Hybrid nur um des Hybrides willen?
Nein. Es geht immer darum, was Deinen Kunden wirklich mehr hilft. Viele Hybride werden von Kunden gar nicht als Hybride erkannt. Das ein Produkt als „Hybrid“ gekennzeichnet wird, ist eher selten. Oder ist Dir bekannt, dass es „hybride Kopfhörer“ gibt (Kopfhörer, die gleichzeitig mit zwei verschiedenen dynamischen Treibern arbeiten)? Vermutlich nicht.
Ebensowenig wissen viele Kunden nicht, was zum Beispiel ein „Blended Learning“ ist. Du als Product Owner kannst es aber wissen und dadurch sehr gezielt hochwertige hybride Angebote entwickeln. Wir machen Dir aber Mut, das eine oder andere hybride Produkt bei Dir auf die Produkt-Treppe® zu stellen. Denn sie haben eine besondere Kraft.
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