Die Deutsch-oder-Englisch-Frage
Deutsch oder englisch: Wie bezeichnest Du Deine Angebote?
Sind die Namen Deiner Produkte auf Englisch oder wollen die Deutschen es doch lieber deutsch? Oder Du bist mit einem Business draußen und könntest eigentlich auch international? Oder zumindest englisch. Warum erstellst Du nicht alle Deine Inhalte gleich auf Englisch?
In diesem Artikel geht es um:
• Deutsch oder englisch?
• Englische Titel versus deutsche Titel?
• Zweisprachig oder einsprachig?
Deutsch oder englisch?
Diese Frage kommt fast immer
In unseren Intensivgruppen werden smarte Geschäftskonzepte entwickelt oder umpositioniert. Und dabei kommt sie oft: Die Deutsch-oder-Englisch-Frage.
Diese Frage startet oft bei den Produktnamen.
Ziehen englische Namen (Titel) mehr als deutsche?
Aber oft geht die Frage dann weiter:
Wenn ich schon englische Titel nutze (was viele tun), warum wechselt man dann nicht gleich ganz auf Englischsprachig?
Die Deutsch-Englisch-Frage hat damit zwei Gesichter:
1. Deutsche oder englische Begriffe?
2. Was ist meine Grundsprache?
1. Deutsche oder englische Begriffe?
Fangen wir bei den Produktnamen und Fachbegriffen an
Wenn wir zeigen, wie Du bessere Produkte entwickelst, geht es auch um die „Griffigkeit“ eines Produktes. Und das macht sich an der Gattung und am Titel (Produktnamen) fest.
Und spätestens hier ist sie dann da: Die Deutsch-Englisch-Frage.
Nehmen wir den:
Führungskräfte-Workshop.
Analysieren wir das einmal
- Das ist denglisch.
- Also 50% deutsch | 50 % englisch
- Hinten ist die Gattung des Produktes: Ein Workshop.
Die Gattung „Workshop“ ist so etabliert, dass kaum eine Expert*in dies „Arbeitsgruppe“ nennen würde (das wäre die korrekte deutsche Gattung).
- Hin und wieder sieht man eine „Führungskräfte-Werkstatt“
- Das wäre 100% deutsch
Aber Du könntest auch sagen:
- Manager-Workshop
- Leadership-Workshop
- Executive-Workshop
Dann wärst Du 100% englisch.
Was ist nun richtig?
Grundsätzlich:
Du benennst Deine Produkte nicht nach Deinem Geschmack, sondern so, wie es Deine Kunden verstehen.
Andererseits:
Du sprichst meist Kunden an, die so ticken, wie Du. Daher kann Dein Geschmack schon ein Indikator sein, was geht oder nicht.
Ob es funktioniert, entscheiden aber Deine Kunden. Daher gibt es an dieser Stelle keine Lösung, die für alle Situationen gilt. Auch hier gilt soloagil®: Teste die Akzeptanz.
Die Faustformel für Deutsch oder Englisch ist
B2C (Du sprichst Endkunden / Einzel-Professionelle an)
Je nischiger, bereister und professioneller Deine Kunden sind, um so eher kannst Du 100% englische Begriffe nutzen.
B2B (Du sprichst Firmen / Corporates an)
Je größer und internationaler die Firmen sind, für die Du etwas anbietest, um so eher kannst Du 100% englische Produktnamen verwenden.
Aber es kann auch anders sein:
Zum Beispiel in der Pop-Musik akzeptieren alle Menschen (gleich welcher Herkunft) als Gattung den Begriff „Song“. „Apple Music“ muss sich in Deutschland nicht in „Apple Musik“ umbenennen. Du kannst also im Bereich Musik eine „Song-Flatrate“ anbieten, ohne befürchten zu müssen, dass dies niemand versteht.
Es sei denn, Du verkaufst auf dem Oktoberfest.
Dann würde das vielleicht den Namen haben:
Krachendes Volkslieder-Abonnement
- 50% deutsch | 50% französisch
- Du verstehst, was wir meinen 😉
Scherz beiseite:
Es spielt tatsächlich eine Rolle, wenn Du mit stark gemischten Gruppen arbeitest (also z.B. auch Nicht-Berufstätige oder Senioren dabei sind). Dort kann es besser sein von einer „Auszeit“ zu sprechen, als von einer „Workation“.
Darf man Deutsch und Englisch mischen?
Ja, auf jeden Fall.
Es gibt immer wieder Kulturkritikaster, die Feldzüge gegen das Denglisch beginnen (und auch politische Provokateure bedienen diese Schallplatte gerne).
Merke
Es gibt keine reine deutsche Sprache. Sie ist schon seit Jahrhunderten mit vielen, vielen Klangfarben gemischt. Gerade wenn Du online unterwegs bist, darfst Du mischen. Du bist nicht der Duden, Du willst erfolgreich sein.
Waldmeister-Workation
- Das klingt doch gut.
- Wenn es Deine Kunden verstehen, dann ist das erlaubt.
Aber diese Diskussion wäre nicht vollständig, wenn wir die Deutsch-oder-Englisch-Frage nicht noch auf einer anderen Ebene führen.
2. In welcher Grundsprache bist du präsent?
Sprichst Du überhaupt ausschließlich ein deutschsprachiges Publikum an?
Wer online unterwegs ist, ist theoretisch überall auf der Welt erreichbar.
- Der englischsprachige Markt ist größer als der DACH-Raum
- Viele digitale Komponenten „ticken“ englisch
- Es gibt diverse Fachbereiche, in denen alles englisch verhandelt wird
Daher stehen viele Experten irgendwann vor der Entscheidung:
Gehe ich deutsch oder englisch in die Öffentlichkeit?
Die Frage wird dann oft so gestellt:
Ich bin bereits deutsch gut unterwegs.
Sollte ich nicht auch noch englisch dazu nehmen?
Vorsicht
Dies ist eine andere Frage als englisch ODER deutsch. Denn das ist die Frage nach dem zweisprachigen Auftritt: Deutsch UND Englisch zugleich.
Denn im Kern hast Du hier drei Fragen parallel:
- Publiziere ich nur deutsch?
- Publiziere ich nur englisch?
- Publiziere ich zweisprachig?
Zweisprachig oder deutsch oder englisch?
Die Frage nach der Zweisprachigkeit ist verlockend: Ich bin englisch in mehr Regionen verständlich. Also nehme ich diese Sprache einfach noch dazu.
These:
Damit verdoppele ich meine Kundschaft.
Aber das hat zwei Haken, die Du bedenken solltest:
Der erste Haken ist die Reichweite
„Verständlich zu sein“ solltest Du nicht verwechseln mit „präsent zu sein“. Du hast schlicht oft nicht die internationale Reichweite, um überall bekannt zu werden.
- Die meisten deutschen Websites werden nie in Neuseeland geklickt und umgekehrt. Ganz einfach, weil die Inhalte dann doch regional relevant und Du nicht in Neuseeland bekannt bist.
- Nur weil Du englischen Content auf der Seite hast, hast Du deswegen noch keine internationale Reichweite.
Du brauchst also eine begründete Annahme, warum Deine Inhalte englisch besser ankommen.
Wenn Du Dich mit einem Thema so etablieren kannst, dass Du englisch wahrgenommen wirst: Gerne. Es gibt mehr als ein Beispiel von Solopreneuren, die aus Deutschland englisch senden.
Hast Du aber keinen Ansatzpunkt dafür, ist englisch nicht die Lösung. Eine wenig besuchte deutsche Seite wird nicht attraktiver, wenn Du die Texte englisch schreibst.
Für wen bietet es sich an, gleich auf Englisch zu senden?
Hier vier Beispiele:
- Developer und Tech-Experten, die Lösungen für englischsprachige Teams anbieten.
- Wissenschaftler, die vor allem international unterwegs sind und ohnehin englisch ihre Studien veröffentlichen.
- Influencer, die reichweitenstarke Nischen-Kanäle haben, die über verschiedene Kulturen und Länder streuen.
- Reiseblogger, die internationales Publikum ansprechen.
Faustformel
Rein englisch zu kommunizieren macht Sinn, wenn Du eine Nischen- oder Fachreichweite hast (oder aufbauen willst) UND in dieser Nische oder in diesem Fachbereich englisch gesprochen wird. (Wichtig: Das ist etwas anderes als eine internationale Massen-Reichweite. Internationale Marken haben Massen-Reichweiten. Smarte Konzepte haben Fachreichweiten).
Hast Du eine Fachreichweite in einer englisch-sprachigen Domäne, dann macht es Sinn, englisch unterwegs zu sein.
Aber
Wir raten dort nicht zur Zweisprachigkeit. Sondern dann sofort nur eine Sprache zu bedienen: Nur Englisch. Denn bei der Zweisprachigkeit kommt neben der Fachreichweite (die Du aufbauen kannst) eine weitere Tücke dazu.
Zweisprachig kann solo herausfordernd sein
Selbst wenn Du Dich englisch zu Hause fühlst: Gedrucktes Material, Content und Videos gleichzeitig zweisprachig zu produzieren, kann Stress machen.
- Englisch hören und sprechen ist noch o.k.
- Englisch lektorieren ist dann doch tricky.
Deutsch bist Du als Muttersprachler*in doch schneller in Deutsch und dann musst Du das Buch noch auf Englisch übersetzen. Aufwendig. Das haben wir nur einmal gemacht. Dann nie wieder.
- Website ein kurzer Anmoderationstext: Kein Problem.
- Ständig Blogartikel zweisprachig: Das wird Arbeit.
Und spätestens bei technischen Systemen wird es tricky-tricky:
- Wenn eine Newsletter-Anmeldung reinkommt
- Ist diese deutsch oder englisch?
- Also Websites mit zwei Double Optins?
In Zeiten von KI ist die Übersetzung deutsch zu englisch einfacher geworden. Auch musst Du kein native Speaker sein, um englischsprachig zu kommunizieren (Beobachtungen haben sogar gezeigt, dass Native Speaker dazu neigen das unverständlichere Englisch herzustellen, also für andere Non-Natives schwerer zu verstehen sind, weil sie nicht einfach genug bleiben).
Du kannst also englisch kommunizieren. Das ist keine Hexerei. Was wir nur sagen:
Beide Sprachen ständig parallel zu bedienen, kann Stress machen. Eine Sprache in allen Materialien und technischen Systemen ist einfach einfacher.
Es spitzt sich also auf die Frage zu:
Willst Du auf 2 Hochzeiten tanzen?
Nur englisch: Geht.
Wir haben Fach-Spezialisten begleitet, die das getan haben.
Nur deutsch:
Geht auch gut. Viele gehen diesen Weg und sind damit zufrieden. DACH ist gar nicht so klein. Und kulturell kann man in dem Dreieck gut.
Aber beides zugleich?
Da wären wir als Solopreneure vorsichtig.
Fazit
Smarte Konzepte bewegen sich in der Regel in einem Umfeld, in dem die englische Sprache eine Rolle spielt. Daher kläre die Deutsch-Englisch-Frage gut für Dich. Unterscheide dabei zwei Ebenen: Deine Namen (hier kannst Du freier sein und mischen) und Deine grundlegende gebrauchte Sprache (hier raten wir zu einer klaren Entscheidung für Deutsch oder Englisch, nicht für zweisprachig). Aber im Einzelfall kommt es auf Deine Situation an.
Hast Du Lust, solchen Dingen 8 Wochen lang intensiv quer durch Dein ganzes Konzept auf den Grund zu gehen?